Design Thinking
„Design Thinking ist ein Innovationsansatz, der von David Kelley, Mitgründer der bekannten Design-Agentur IDEO und Professor an der Stanford Universität (…), entwickelt wurde“ (Weinberg, 2012, 248).
Die Nutzer einbeziehen
Als wesentlich betont wird, dass Design Thinking die Kunden direkt mit in den Entwicklungsprozess einbezieht.
Der Kunde steuert jedoch keine Ideen bei, „sondern bringt lediglich seine Bedürfnisse bezogen auf ein Produkt und dessen Kontext im Entwicklungsprozess zum Ausdruck. So bleibt die Klärung der Frage, wie [Hervorhebg. i.O.] ein Bedürfnis befriedigt wird (…) beim Design Thinking dem Produktteam überlassen“ (Brandes, 2014, 56).
Ein nettes Video zum Design Thinking findet sich hier.
Projekte in der Sozialen Arbeit
Die Bedürfnisse der Kunden – auch wenn der Kundenbegriff für Organisationen der Sozialwirtschaft mehr als fraglich ist – stehen im Mittelpunkt und werden auch von den Betroffenen selbst artikuliert.
Wie die Bedürfnisse aber durch ein bestimmtes Angebot befriedigt werden können, wie das konkrete Projekt damit ausgestaltet sein kann, bleibt den Professionellen überlassen. Damit kann auch dem Problem begegnet werden, dass die Bedürfnisse der Betroffenen – bspw. von Jugendlichen in einer Jugendhilfeeinrichtung – nicht zwingend den Bedarfen entsprechen, die die Professionellen anlegen bzw. auch finanziert bekommen.
Die Einbeziehung der Betroffenen ist jedoch für die Soziale Arbeit nicht selbstverständlich und kann zu neuen Einsichten führen.
Was ist aber jetzt das Fazit?
Ehrlich gesagt ist fraglich, ob die obige Fragestellung überhaupt zu beantworten ist.
Dabei steht nicht die Frage nach der Wirksamkeit der Methode des Design Thinkings im Vordergrund.
Design Thinking als agile Methode der Innovationsentwicklung
So zeigt die Methode des Design Thinkings einen „agilen“ Ansatz der Gewinnung von neuen Ideen.
Ideen, aus denen neue Produkte (oder eben auch Dienstleistungen) entstehen, werden beim Design Thinkings nicht „am grünen Tisch“ entworfen sondern in der permanenten Auseinandersetzung mit den zukünftigen Nutzern.
Somit stellt sich die Frage, ob Projekte in Organisationen der Sozialwirtschaft überhaupt mit „herkömmlichen“ Methoden des Projektmanagements „zu einem Erfolg“ geführt werden können.
Damit könnten zeitliche ebenso wie finanzielle Ressourcen für Fehlplanungen eingespart werden.
Wichtiger ist jedoch eine geänderte Denkweise, die Anpassungen in laufenden Projekten nicht als „Scheitern“ oder „Fehler“ betrachtet, sondern als Möglichkeit, aus den gewonnenen Erkenntnissen zu lernen.
Mit Blick auf Projekte in Organisationen der Sozialwirtschaft ergibt sich hier Potential.
So ist ein Scheitern der Projekte von Vorneherein beinahe „ausgeschlossen“. Die Arbeit mit Menschen erfordert es, dass angegangene Projekte insoweit realisiert werden, dass zumindest „irgendwelche“ Ergebnisse präsentiert werden können.
Beispielsweise ist die Eröffnung einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge für eine Einrichtung der Jugendhilfe kaum zu revidieren. Bei großen, nicht zu lösenden Problemen wird die Organisation eher versuchen, die Wohnform nach und nach anzupassen anstatt ein „Scheitern“ einzugestehen und wieder neu zu beginnen.
Andererseits ist Scheitern bei der Arbeit mit Menschen, die aus vielerlei Gründen auf die Hilfe von Dritten angewiesen sind, beinahe vorprogrammiert.
Wiederum das Beispiel der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge:
Nur für einen minimalen Anteil an in Deutschland lebenden Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern nachvollziehbar, was eine Flucht aus einem Kriegsgebiet bedeutet, welche Schwierigkeiten damit einhergehen und vor allem wie mit diesen Schwierigkeiten zielführend umgegangen werden kann.
Als Fazit lassen sich somit zwei Dinge festhalten:
- Durch die Methode des Design Thinkings können sich neue, „agile“ Denkweisen auch und gerade für Organisationen der Sozialwirtschaft ergeben.
- Methoden des „traditionellen“ Projektmanagements funktionieren nicht (mehr)!
Das Eingeständnis der Menschen, die als Professionelle mit anderen Menschen zusammenarbeiten, dass bei der Arbeit mit Menschen mit komplexesten Problemlagen nicht alle Probleme von jetzt auf gleich und vor allem nicht „geplant“ gelöst werden können, ist für die Herangehensweise an neue Herausforderungen hilfreich.
Hier sollte die Soziale Arbeit mutig sein, eigene Wege zu suchen und zu gehen.
Das kann auch mit Unterstützung durch Methoden aus anderen Disziplinen geschehen – aber bitte nicht unhinterfragt.
Ähnliche Beiträge:
- Wie Ihr wirklich erfolgreiche Projekte aufsetzt Über ein Drittel des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird durch Projekte erwirtschaftet....
- Podcast: Wie können Social Entrepreneurship und die freie Wohlfahrtspflege voneinander lernen? Social Entrepreneurship und freie Wohlfahrtspflege - wo gibt es Gegensätze...
- Nachhaltige Organisationsentwicklung, oder: Wie Du die Permakultur Design Prinzipien mit Deiner Organisation verbinden kannst Vor kurzem bin ich über das Permakultur Design gestolpert. Mich...
- Fachkräftemangel in der Sozialwirtschaft, oder: Hört auf, zu suchen (und was stattdessen sinnvoll ist)! Der Fachkräftemangel in der Sozialwirtschaft ist eins der aktuell drängendsten...