Kann man eigentlich eine Leseempfehlung aussprechen für ein Buch, das vornehmlich aus Interviews besteht? Ich versuche es einmal, da das Buch von Mathias Morgenthaler „Out of the Box – Vom Glück, die eigene Berufung zu leben! immer wieder in meinen Händen landet und ich immer wieder reinschaue.
Out of the Box heißt: Suche?!
Suche! Irgendwie begleitet mich dieses Wort seit Jahren: Wer bin ich eigentlich, wenn ja, warum, und natürlich, wie viele? Berufung? Arbeit? Job? Lernen und Entwicklung? Und dann kommt da dieses Buch um die Ecke.
Das Buch liegt bei mir auf dem Schreibtisch, seit einigen Monaten bereits. Ich nehme es in die Hand, lese ein Interview, lege es wieder weg. Warte.
Meine Frau macht sich schon immer lustig über mich: Das Lesen von sog. „Selbsthilfebüchern“ mit den „10 Tipps für XY“ mache ich tatsächlich gerne. Ehrlich gesagt, bislang ohne den erwünschten – und natürlich subjektiv zu bewertenden – Erfolg.
Und da lag es nahe, das Buch von Mathias in die Hand zu nehmen und reinzuschauen: Vielleicht ergeben sich ja neue Ideen, Herangehensweisen, Möglichkeiten?
Out of the Box heißt: Keine zehn Tipps!
Vorab: Es gibt keine zehn Tipps, wie man jetzt zu seiner eigenen Berufung gelangt. Das ist zum einen enttäuschend, weil ich ja auch selbst immer noch irgendwie danach suche, dass mir jemand sagt, wie es, konkreter: mein Leben geht, wie ich meine Berufung, das, was ich wirklich liebe, finde.
Aber, und das schreibt Mathias ganz zu Beginn (S.11):
„Trotz den über 1000 Gesprächen habe ich bis heute keine allgemeingültige Antwort gefunden auf die Frage, wie Menschen zu ihrer Berufung finden.“
Na toll, also schon wieder nicht. Aber was bringt mir das Buch „Out of the Box“ denn dann?
Out of the Box heißt: Leben!
Zunächst heißt es im Titel: „Vom Glück die eigene Berufung zu LEBEN“. Nicht: Zu finden! Leben, darum muss es also irgendwie schon gehen. Das eigene Leben leben. Und im Buch selbst werden dann auch genau diese Leben portraitiert:
Der Hauptteil des Buchs besteht aus Interviews, die Mathias Morgenthaler mit unterschiedlichsten Menschen geführt hat. Angefangen von Menschen, die als Kampfkunstlehrer ihren Lebensunterhalt verdienen über Wissenschaftler*innen, die sich ganz spezifischen Themen in ihrem gesamten Leben widmen bis hin zu Menschen wie Fritjof Bergmann, dem Begründer der „New Work“ Bewegung (mit Sicherheit ein Grund, warum man sich als Leser*in von IdeeQuadrat das Buch kaufen sollte ;-).
Out of the Box heißt: Kennenlernen!
Unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Geschichten, alle anders, alle vor allem einzigartig und faszinierend. Ich kann mich noch gut an Tagträume aus meiner Kindheit erinnern, in denen ich darüber – recht verzweifelt – nachgedacht habe, wie andere Menschen wohl so denken, handeln und leben. Ich war überwältigt von der schieren Menge an Menschen, die ich niemals in meinem Leben kennenlernen werde. Ich kannte ja noch nicht einmal alle 600 Menschen aus dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Und ich tue mich ehrlich gesagt auch heute noch ein wenig schwer damit, neue Menschen wirklich in deren Tiefe kennenzulernen. Mit dem Buch besteht zumindest die Möglichkeit, ein wenig tiefer hinter die Fassade von anderen, bislang völlig unbekannten Menschen blicken zu können.
Hier macht es natürlich keinen Sinn, alle 57 Interviewpartner*innen von Mathias aufzulisten. Das überfordert und wäre eine reine Aufzählung. Die Anzahl alleine zeigt aber schon die Breite der sich im Buch wiederfindenden Lebensgeschichten. Und diese lese ich tatsächlich immer mal wieder – eher quer als strukturiert. Um mich zu inspirieren, um zu lernen, um Menschen auf diesem Weg kennenzulernen.
Und vor allem darum empfehle ich dieses Buch. Kennenlernen von neuen Wegen und Leben ist in unserer Zukunft wohl einer der wesentlichen Faktoren für persönliches Glück.
Out of the Box heißt: 10 Thesen für die eigene Berufung!
Zum Schluss destilliert Mathias dann aber doch noch zehn Thesen aus den mehr als 1.000 Interviews, die er bislang geführt hat (ja, mehr als im Buch abgedruckt). Damit gibt es doch noch so etwas wie eine Struktur, sich auf den Weg zu machen, seine eigene Berufung zu leben.
Vernunft wird überschätzt
Ich will hier nicht alle zehn Thesen wiedergeben, dafür müssen Sie das Buch schon selbst in die Hand nehmen. Aber schon allein bei der These 1: „Vernunft wird überschätzt!“ wird deutlich, dass es sich weniger um eine Anleitung als um eine Einladung handelt, über sein eigenes Denken (und Handeln) in Bezug auf seine ganz persönliche Lebensgestaltung zu reflektieren.
[Tweet „Die besten Jobs sind niemals ausgeschrieben“]
Oder These 3: Die besten Jobs sind niemals ausgeschrieben! Mathias schreibt dazu:
Die besten Jobs sind niemals ausgeschrieben, sondern sie werden geschaffen von Leuten, die wissen, was sie wollen, oder mutig genug sind, sich mit voller Hingabe einem Problem oder einer Leidenschaft zu widmen.
Ja, da ist wohl was dran, bedarf aber wiederum einem kompletten Umdenken – zumindest für mich!
Was ist die Leidenschaft? Wo liegt „mein“ Problem? Und was ist möglich, auch unter gegebenen Rahmenbedingungen (die oftmals nicht wegzudieskutieren sind)?
Das sind Fragen,, die sich während und nach der Lektüre immer wieder stellen. Und, auch wenn meine Frau immer wieder schmunzelt, ich bleibe dabei: Es macht auch Spaß, sich damit auseinanderzusetzen, was möglich wäre 😉
Und aus der Sicht der zukünftigen Entwicklung unserer Arbeitswelt (auch im Sozialwesen) macht es nicht nur Spaß. Es ist vielmehr unabdingbar, sich immer wieder diese Fragen zu stellen und damit flexibel zu bleiben, um sich auf die sich verändernden Bedingungen einlassen zu können.
Beruf + Berufung
Hier übrigens können Sie das Buch käuflich erwerben.*
Und mindestens genauso spannend: Die Website von Mathias Morgenthaler – Berunf + Berufung – auf der sich viele der auch im Buch vorgestellten Interviews finden!
*affiliate
Ähnliche Beiträge:
- Books to read 2017 Meine Books to read 2017! In der letzten Episode meines IdeeQuadrat-Podcasts...
- Review zur ersten Social Innovation Night Freiburg Apple hat Donnerstag Abend seine neuen MacBooks vorgestellt. Ein Hype, der...
- Jetzt auch noch Selbstorganisation, oder was? Im Zuge der Vorbereitung für ein Interview mit einem Geschäftsführer...
- User Experience in der Sozialen Arbeit User Experience? In der Sozialwirtschaft? Jetzt wird es aber ein...