Was tue ich hier eigentlich?

Was tue ich hier eigentlich?

Inhalt:

Was tue ich hier eigentlich? Vor Kurzem habe ich geschrieben, dass ich vorerst keine Beiträge mehr schreiben werde.

Das geht aber nicht. Dafür macht es zu viel Spaß.

Aber nach zwei Jahren und in Zeiten größerer Umbrüche und Veränderungen ist es vielleicht eher einmal Zeit, einen Einstiegsartikel in den Blog zu schreiben, oder?

Sozusagen als Reflexion, was das hier eigentlich soll 😉

Was wäre, wenn…

Diese Frage steht irgendwie hinter diesem Blog und meinen Beiträgen.

  • Was wäre, wenn es Organisationen der Sozialwirtschaft gäbe, die so ganz anders wären, als das, was gemeinhin bekannt ist?

  • Organisationen, die es ermöglichen, einen wirklichen Mehrwert für die Menschen zu leisten?
  • Organisationen, die nicht durch festgezurrte Prozesse, Dienstanweisungen, Urlaubsregelungen und Zielvereinbarungen funktionieren würden?
  • Was wäre, wenn plötzlich nicht nur genug Geld für die Arbeit mit den Klientinnen und Klienten vorhanden wäre, sondern auch noch die Mitarbeitenden eine angemessene Bezahlung erhielten?
  • Was wäre, wenn die Arbeit Spaß macht, die eigenen Ideen gehört werden und vorangetrieben werden könnten?
  • Wenn neue Ideen nicht an verkrusteten Vorstellungen von Vorständen, die schon viel zu lange nichts mehr ändern wollen, blockiert werden würden?
  • Was wäre, wenn es genug Zeit und Raum gäbe, sich neben der Arbeit um Familie, Kinder, Eltern und auch noch um das eigene Hobby zu kümmern?
  • Was wäre, wenn Einstellungsentscheidungen nicht mehr von irgendwelchen Vorgesetzten, sondern von den Menschen, die zusammen arbeiten sollen, getroffen würden?
  • Was wäre, wenn auch der Ausstieg aus der Organisation nicht mit Geheimhaltungen, üblen Vertragsverhandlungen und einem immer schlechten Gefühl getroffen werden müsste?
  • Was wäre, wenn das Qualitätsmanagement in den Organisationen der Sozialwirtschaft tatsächlich der Entwicklung von Qualität und nicht der Einhaltung von Vorgaben dienen würde?
  • Was wäre, wenn Projekte im Sinne der betroffenen Menschen und nicht im Sinne der Geldgeber aufgesetzt würden?
  • Was wäre, wenn die Potentiale und Fähigkeiten der Mitarbeitenden im Zentrum stünden und nicht irgendwelche Stellenbeschreibungen, die vorgeben, was wie wann zu tun ist?
  • Was wäre, wenn es keinen Chef mehr gibt, der mit Macht seine eigenen Ideen durchdrückt?
  • Was wäre, wenn die zunehmende Komplexität der uns umgebenden Welt nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung für die Entwicklung der Organisation angesehen werden würde?

Utopie vs. Realität

Die Liste der „Was wäre, wenn…“ Fragen ließe sich sicherlich noch unendlich fortsetzen. Und auf den ersten Blick klingt das alles ja irgendwie ganz nett und lustig, utopisch an einigen Stellen!

Zumindest aber ziemlich unrealistisch!

Die Realität lehrt uns doch, dass es nicht so schön kuschelig ist, wie oben beschrieben. Organisationen funktionieren nunmal so, wie sie eben funktionieren. Und das seit Jahren und Jahrzehnten, einige schon seit Jahrhunderten.

Und da gibt es eben Menschen, sog. „Low Performer“, die entspannt ihre Zeit absitzen wollen und die wesentliche Veränderung in ihrem Leben im Kaufen von monatlich unterschiedlichem Katzenfutter sehen. Da gibt es – auf der anderen Seite – auch Menschen, die nur ihren eigenen Vorteil sehen und die man „im Zaum“ halten muss.

Und natürlich muss es einen Chef geben, muss es Vorgesetzte (denkt mal über den Begriff nach) geben, es muss doch Strukturen und Hierarchien geben. Ohne diese würde doch alles in einem heillosen Chaos enden, oder? Wer sollte denn sonst die Ansagen machen?

Wer sollte denn sonst die Verantwortung übernehmen? Oder wie Stromberg sagt:

„Ich bin für klare Hierarchien. Gott hat ja auch nicht zu Moses gesagt: ‚Hier Moses, ich hab da mal was aufgeschrieben, was mir nicht so gut gefällt. Falls du Lust hast, schau doch da mal drüber.‘ Nein, da hieß es: Zack, 10 Gebote! Und wer nicht pariert kommt in die Hölle. Bums, aus, Nikolaus.“

Viele gleiche Pinguine!

Ein wenig weiter zurück gedacht gab und gibt es eben die Lehrerin, die sagt, was wir lernen sollen, damit wir  die guten Noten schreiben. Noch ein wenig weiter zurück gab es auch die Erzieherin, die sagt, dass der von allen Kindern gebastelte Pinguin bei mir eben nicht so toll aussah und ich mich da gefälligst ein wenig anstrengen könnte. Es gab und gibt doch immer jemanden, der weiß, wo der Hase langzulaufen hat, um zum festgesetzten Ziel zu gelangen.

Oder?

Wieder ließe sich die Liste der Gründe, warum es denn mal so bleiben muss, wie es ist und war, fortsetzen. Vielleicht nicht ganz so unendlich, aber eben doch so, wie wir es nunmal kennen.

Zufrieden?

„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ Albert Einstein

Gleichzeitig stelle ich jedoch zunehmend fest, dass es in den Organisationen (übrigens nicht nur in Organisationen der Sozialwirtschaft) irgendwie nicht mehr ganz so rund läuft.

Neben einem Fachkräftemangel, der in unserer Branche tatsächlich existiert, sind die Menschen, die im System arbeiten, alles andere als durchgehend zufrieden.

Hier rede ich nicht nur von den Mitarbeitenden an der „Basis“, wie man in unserem Bereich so schön sagt. Nein, auch Vorgesetzte, Geschäftsführer, Leitungskräfte merken, dass die Arbeit in den Organisationen und mit den Menschen zunehmend anstrengender zu werden scheint. Irgendwie passen die Vorgaben, Regeln, Strukturen, Hierarchien, Prozesse und in den Organisationen herrschenden Prinzipien nicht mehr zu einer sich immer schneller verändernden, zunehmend komplexeren Welt – einer VUCA-Welt – außen herum. Die Klienten bleiben aus oder werden zunehmend anspruchsvoll? Die gesetzlichen Rahmenbedingungen spiegeln nicht mehr die Realität in den Organisationen? Die Finanzierung sozialer Arbeit ist zunehmend prekär und es ist eine Beschleunigung der Arbeit spürbar, die an die Belastungsgrenzen führt?

Mehr vom Gleichen?

„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Albert Einstein

Man kann jetzt das Rädchen der Belastung für die Menschen in den Organisationen noch ein wenig weiter drehen. Neue und vor allem mehr Regelungen einführen, die zu einer Komplexitätsreduktion führen sollen, eine neue Hierarchiestufe einführen, Kreativität verordnen und die Kultur radikal verändern wollen. Die Menschen ausquetschen, das geht schon noch.

Aber kann das das Ziel sein?

Oder gibt es nicht doch Alternativen, die die oben beschriebenen „Was wäre, wenn“ Fragen tatsächlich ermöglichen? Gibt es Strukturen und Prozesse, Organisationsmodelle und Führungskonzepte, gibt es Praktiken und Herangehensweisen in Organisationen, die es ermöglichen, dass die Potentiale der Menschen wirklich erkannt und für den Mehrwert, den die Organisation eigentlich einmal leisten wollte, genutzt werden können?

Ja, die gibt es!

Es gibt unter dem breiten, oftmals schwammigen Begriff der „Arbeit 4.0“ oder des „New Works“ Ansätze, Beispielorganisationen, Methoden, Theorien, Tools und Vorgehensweisen, die Organisationen zu lebendigen, lebenswerten sozialen Systemen machen können.

Neue Methoden, Prozesse, Strukturen

Es sind Ansätze, die die Komplexität nutzen, Ansätze, die auf Selbstorganisation, Ganzheitlichkeit und eine sinnvolle Arbeit setzen. Und bei den Organisationen finden sich beginnend bei kleinen Software-Schmieden über klassische Mittelständler bis hin zu großen, weltweit agierenden Organisationen aus unterschiedlichen Branchen Beispiele für eine andere Art der Unternehmenssteuerung und -führung.

Allerdings – so zumindest meine Wahrnehmung – ist die Entwicklung noch nicht wirklich bei den Organisationen der Sozialwirtschaft angekommen. Das hat verschiedene Gründe, die ebenfalls lehrreich zu betrachten sind.

Jedoch ist es dringend notwendig, dass sich Organisationen der Sozialwirtschaft mit neuen Formen der Führung und Organisationsentwicklung auseinandersetzen.

Und noch mehr:

Ich denke, dass gerade Organisationen der Sozialwirtschaft prädestiniert sind für neue Formen der Zusammenarbeit, für Selbststeuerung, Sinn und Ganzheitlichkeit und daraus ein ganz eigenständiges Alleinstellungsmerkmal erarbeiten könnten.

Was tue ich hier eigentlich – der Blog

„People don’t resist change. They resist being changed!“ Peter Senge

Mit diesem Blog und der damit einhergehenden Arbeit will ich die Verantwortlichen in Organisationen der Sozialwirtschaft dazu ermutigen, neue Wege zu gehen, innovativ zu denken, Risiken einzugehen und die Art, wie Soziale Arbeit in den Organisationen heute und in Zukunft gedacht und gemacht wird, immer wieder neu zu reflektieren und die notwendigen Veränderungen im Sinne einer echten Entwicklung hin zu etwas „Besserem“ zu nutzen, als sich nur den gegebenen Rahmenbedingungen reaktiv anzupassen.

Dazu findest Du hier Beispiele, Methoden, Nachdenkenswertes, manchmal auch eher Lustiges zu den oben aufgeworfenen Fragen und Themen. Manchmal in Form von Interviews mit Menschen, die sich mit entsprechenden Themen befassen, manchmal in Form von Vorstellungen von Büchern oder Methoden zum Thema, manchmal in Form von meiner persönlichen Reflexion zu dem, was ich eigentlich so mache.

Für 2017 will ich versuchen, mich noch stärker auf die Methoden und Tools, auf das konkrete Handwerkszeug zu fokussieren, um Dir und Euch einen echten Mehrwert zu liefern.

Ob das gelingt?

Keine Ahnung! Das musst Du, das müssen Sie einschätzen. Aber ich bin auf Eure Rückmeldung angewiesen: Also schreibt mir doch einfach!

Ich melde mich sicher und freue mich über den Austausch und die gemeinsame Entwicklung mit Dir!


P.S.: Das hier ist übrigens so ein Reflexionstext: was tue ich hier eigentlich? Vielleicht ist es etwas klarer geworden?

P.P.S: Die Ausführungen sind immer etwas allgemein gehalten, manchmal auch sehr pauschalisierend. Geht nicht anders, bei der Breite des Feldes. Aber wenn Du Beispiele für ganz konkrete Organisationen hast, die anders zusammen arbeiten, dann immer her damit!

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