I have a dream! Oder: Viereinhalb Faktoren meines perfekten Arbeitsplatzes

Inhalt:

Der Aufruf zur Blogparade von „The New Worker“ eröffnet mir die Chance, mich mit der nicht ganz trivialen Frage nach dem, wie ich mir einen perfekten Arbeitsplatz vorstelle, auseinanderzusetzen.
Dazu gehe ich wieder ins Bett, schlafe ein, tiefer und tiefer, und beginne zu träumen von meinem fast perfekten Arbeitsplatz…
In meinem Traum sehe ich mich begeistert aufwachen, anziehen, duschen. Schon lustig, was man im Traum so alles sehen kann. Jedenfalls sehe ich mich aufwachen, nach meiner Zeit (die relativ früh am Tag sein wird). Ich mache mir einen Kaffee, lese die Zeitung und widme mich dann meinem Tagewerk.

Wichtig hier zu Beginn finde ich die Begeisterung.Begeistert aufwachen?Und dann auch noch ebenso begeistert aufstehen? Da muss irgendwo eine enorm hohe Motivation sein, um das zu tun, was ich tue. Somit muss mir mein Leben diese Motivation geben. Und dazu gehört, dass meine Arbeit, die ja nunmal Teil meines Lebens ist, Sinn machen muss. Ich muss das Gefühl haben, zu etwas Größerem beitragen zu können. Sinn muss die Arbeit aber nicht nur für mich machen. Sinn muss die Arbeit auch für die Kunden und die Menschen, mit denen ich irgendwie sonst zusammen arbeite, machen. Sonst fehlt der Mehrwert.

Und damit ist schon der erste Faktor meines perfekten Arbeitsplatzes beschrieben: Arbeit muss Sinn machen. Für alle Beteiligten. Mehr muss ich dazu wohl nicht schreiben. 

Aufgestanden bin ich also, Sinn finde ich in dem, was ich tue, und vielleicht gibt es noch Frühstück. Großartig.
Aber dann? Wie verbringe ich meinen Tag, meine Wochen und Monate? Ein weiterer wesentlicher Faktor meiner Arbeit liegt, so träume ich, in immer wieder wechselnden, immer wieder herausfordernden Projekten, die sich regional, national und international abspielen. Ich bin somit immer wieder für einige Tage unterwegs, wie gesagt, in Deutschland, Europa und weit darüber hinaus. Gleichzeitig finde ich dazwischen immer wieder Phasen, in denen ich einen „normalen“ 9 – 5 Job mache, mich also morgens an meinen Schreibtisch setze, Dinge abarbeite, schreibe, Routineaufgaben erledige. Ich fände nichts Schlimmeres, als tagein, tagaus, das Gleiche zu machen. Manchmal bewundere ich Menschen dafür, dass sie mit „wenig“ zufrieden sein können, dass sie zufrieden sein können mit ihrem Haus, ihrem Garten, vielleicht ihrem Verein, ihrem Haustier. Brauche ich dazu ein Büro? Naja, ich brauche zumindest immer wieder die Auseinandersetzung mit meinen Kollegen. Dafür müssen Räume gegeben sein. Und das kann auch ein Büro sein…

Das fasst den zweiten Faktor meines perfekten Arbeitsplatzes zusammen: Ich brauche Abwechslung.

Gleichzeitig habe ich eine Familie, die inzwischen (inklusive mir) fünf Personen umfasst. Diese mir am Nächsten stehenden (kleinen und großen) geliebten Menschen brauchen Zeit, meine Zeit. In der Kombination mit dem oben Geschriebenen, mit meinem Unterwegs sein, der als „Wissensarbeiter“ nicht endenden Arbeit, ist es immer wieder schwierig, alle Anforderungen zu vereinen, also Zeit für meine Familie, Zeit für meine Arbeit und auch noch Zeit für mich zu finden. Gott sei Dank ist meine Arbeit jedoch so gestaltet, dass ich zu großen Teilen selbst bestimmen kann, warum ich was wann mache. Klar, die Arbeit muss gemacht werden, es gibt auch Routineaufgaben. Wie ich mich dieser Arbeit aber widme, wie ich meine Aufgaben und meine Zeit gestalte, bleibt mir zu großen Teilen überlassen. Ich sehe darüber hinaus die Ergebnisse meiner Arbeit in erfolgreich abgeschlossenen Projekten.

Zusammenfassend Faktor 3 meines perfekten Arbeitsplatzes: Ich arbeite selbstbestimmt.

Ich habe gerade von der zur Verfügung stehenden Zeit geschrieben. Neben meiner Arbeit und meiner Familie sollte irgendwo auch noch Zeit für mich sein, Zeit für Weiterentwicklung wie bspw. ein Studium, das ich nebenberuflich absolviere oder Zeit für die Auseinandersetzung mit Fragen des produktiven Arbeitens, Zeit für Sport, Zeit auch für diesen Blog. Einfach Zeit dafür, die Dinge zu tun, die mir die Energie geben, mich dem zu widmen, was meinen Lebensunterhalt sichert. Um dieses verwirklichen zu können, müssen die obigen Faktoren zusammenspielen: Ich brauche zeitliche Flexibilität, ich muss meine Freizeit mit meiner Arbeit verbinden können, ich muss Sinn darin sehen, was ich tue, ich muss immer wieder zwischen Phasen der geistigen und der körperlichen Anstrengung abwechseln können (wobei der Körper leider gerade zu kurz kommt). Was heißt das aber konkret? Ich brauche eine Arbeitsumgebung, die sich flexibel meinen Bedürfnissen anpasst. Ich muss es gleichzeitig lernen, Auszeiten zu nehmen, wo und wann es möglich ist, auf Reisen zu irgendwelchen Arbeitsorten in der Welt ebenso wie beim Sport zu Hause und in irgendwelchen Hotels, auch wenn der innere Schweinehund dauernd was dagegen hat. Gleichzeitig lese ich meine Mails auf dem Klo und genieße die Freiheit, Termine mit meinen Kinder und/oder meiner Frau (sofern das möglich ist) wahrnehmen zu können.

Konkret Faktor 4  meines perfekten Arbeitsplatzes: Eine Trennung von Arbeit und Leben ist Blödsinn.   

Jetzt habe ich jedoch ein wenig das Problem, dass ich – wie oben schon geschrieben – eine Familie habe, die ein gewisses Maß an Sicherheit erfordert. Entsprechend ist meine Realität neben meinem Traum – aktuell jedenfalls – angestellt zu arbeiten um damit Bankkredite, Urlaubs- und Krankengeldregelungen in Anspruch nehmen zu können (außerdem würde ich ansonsten wohl gar nicht mehr so entspannt aufwachen…).
Somit weitet sich mein Traum auf meine Arbeitsumgebung, meine Kollegen, mein Team aus. Mit Blick darauf wäre mein perfekter Arbeitsplatz so gestaltet, dass mein Traum nicht nur von mir geträumt wird sondern von den Menschen, mit denen ich arbeite und lebe.
Konkret will ich keine Diskussionen um Dinge wie Regelarbeitszeiten, um die Frage, wer wann im Büro „anwesend“ ist, wer wann warum „früher geht“, wer wann warum Urlaub nehmen darf, wie Arbeitszeit überhaupt erfasst wird, wie mit „Überstunden“ umgegangen wird. Das will ich nicht, das raubt allerhöchstens Energie.

Worauf müssen Unternehmen neben einer physischen Arbeitsumgebung noch achten?

Das hier ist wohl Faktor viereinhalb: Die Schaffung von Strukturen und einer Kultur, die Möglichkeiten eröffnet, die Arbeit „so gut wie möglich“ erledigen zu können. Was das genau ist, muss wiederum jedes Unternehmen individuell erarbeiten. Aber: Es muss hart erarbeitet werden, es ergibt sich nicht „einfach so“.
Ich träume von einer regelmäßigen Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir zusammenarbeiten wollen, welche Werte wirklich wichtig sind.
Damit ist auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem verbunden, was wir eigentlich tun. Was ist der wirkliche Mehrwert, den wir unseren Kunden bieten? Und wer braucht was, um seine Stärken besser zur Geltung zu bringen, um damit wirklichen Mehrwert zu liefern? Welche Rolle spielt somit der einzelne Mensch bei der Ausgestaltung der Arbeitsumgebung? Gegenfrage: Wer spielt sonst eine Rolle außer der einzelne Mensch? Wer hat welche Stärken, wer will was, wer hat welche persönlichen Voraussetzungen? Das sollte berücksichtigt werden, auch wenn es für die Führung kein einfaches Unterfangen ist.

Faktor viereinhalb ist somit eine Offenheit von allen Beteiligten, sich neuen Wegen der Zusammenarbeit zu öffnen, mit dem Ziel, eine sinnstiftende Zusammenarbeit im eigenen Team zu realisieren. 

Was ist aber ein „Wissensarbeiter“?
Ein Schreiner baut einen Tisch. Das ist sein Ergebnis, sein Mehrwert, den er seinen Kunden liefern kann. Das Ergebnis von „Wissensarbeit“ kann man vielleicht nicht sehen, nicht anfassen, nicht mitnehmen. Ohne Ergebnis jedoch kann auch Wissensarbeit nicht funktionieren. Was das Ergebnis ist, kann – ehrlich gesagt – wohl nur jeder selber beantworten.

I have a dream…! Wirklich?

Selbstbestimmt, sinngetrieben, abwechslungsreich, zeitlich flexibel, ortsunabhängig. Eigentlich agiere ich als  eine Art Selbstständiger, wirklich viele Unterschiede gibt es in der Art zu arbeiten nicht mehr.
Ich wache auf. Recke und strecke mich, mache die Augen auf und stelle fest, dass ich verdammt nah an meinem Traum lebe. Das muss ich mir immer wieder vor Augen halten, auch wenn der Alltag oft aufreibend ist, auch wenn es immer wieder der Auseinandersetzung mit den obigen Fragen nach der Art der Arbeit bedarf.
Jetzt habe ich von meinem Traum geschrieben.

Wie sieht es aber bei Euch aus?

Und vor allem: Wie sieht es aus in Organisationen der Sozialwirtschaft? Ganz so einfach, wie ich das hier beschrieben habe, ist es wohl nicht, oder? Klienten, feste Strukturen, oft hierarchische Organisationsmodelle, traditionelle Werte etc.? Oder seid ihr auf einem guten Weg?

Ich freue mich über Eure Rückmeldungen auf dem Weg, sinnstiftende Organisationen zu gestalten.

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