Wenn man Diskussionen zur Entwicklung und Gestaltung von Organisationen verfolgt, fällt ein Schlagwort immer wieder ins Auge:
Komplexität.
Die Welt wird komplexer, die Anforderungen werden immer undurchschaubarer und unplanbarer. Das einfach mal als platte These, die sich belegen lässt:
Herausforderungen wie die Wirtschaftskrise, der Klimawandel oder aktuelle Herausforderungen hinsichtlich des Umgangs mit den Flüchtlingsbewegungen, um nur einige zu nennen, sind nicht mehr in Gänze zu überblicken geschweige denn zu „steuern“ oder zu „managen“.
Den Blick fokussierend auf privatwirtschaftliche Unternehmen lässt sich feststellen, dass sich in den letzten paar Jahren – hervorgerufen insbesondere durch digitale Möglichkeiten sowie die Globalisierung – Geschäftsmodelle teilweise radikal gewandelt haben:
Etablierte Unternehmen tun sich schwer mit schnellen, agilen Anpassungen an neue Herausforderungen wohingegen bislang unbekannte „Player“ auf der Bildfläche erscheinen und ganze Wirtschaftszweige ins Wanken bringen. Zu nennen sind bspw. Unternehmen wie AirBnB, die die Hotelbranche vor die Frage stellt, was die Kunden eigentlich wollen, oder auch Automobilunternehmen wie Tesla, die mit radikal neuen Herangehensweisen an Fragen der individuellen Mobilität herangehen. Der aktuelle Skandal um die Abgaswerte bei VW verdeutlicht auf der anderen Seite eine „alte“, traditionelle Herangehensweise, die selbst vor Betrug nicht zurückschreckt. Welche Auswirkungen der Skandal auf den Wirtschaftsstandort Deutschland hat, ist, wiederum der Komplexität geschuldet, noch überhaupt nicht absehbar.
Wie sehen aber die Entwicklungen in Organisationen der Sozialwirtschaft aus?
Lassen sich ebenfalls Veränderungen ausmachen, die der zunehmenden Komplexität im privatwirtschaftlichen Bereich vergleichbar (oder aufgrund der Spezifika Sozialer Arbeit noch komplexer) sind? Lassen sich ebenfalls „neue Geschäftsmodelle“ von Organisationen der Sozialwirtschaft ausmachen, die die traditionellen Wohlfahrtsorganisationen „angreifen“? Welchen Einfluss haben „Megatrends“ wie bspw. der Wandel der Arbeitswelt auf Organisationen der Sozialwirtschaft?
Sofern sich entsprechende Entwicklungen und Herausforderungen auch in Organisationen der Sozialwirtschaft ausmachen lassen, drängt sich die Frage auf, wie angehende „Sozialmanager“, Leitungskräfte in Sozialen Organisationen, angemessen mit diesen neuen, zukünftigen Herausforderungen umgehen können.
- Welche Kompetenzen sind erforderlich, um in einer zunehmend komplexeren Umwelt so agieren zu können, dass die Zwecke der eigenen Organisationen angemessen verfolgt und Ziele erreicht werden können?
- Welche Kompetenzen sind erforderlich, um Mitarbeitende so zu führen, dass diese die zu bewältigenden Aufgaben trotz enorm hoher und zukünftig steigender Anforderungen angemessen erledigen können?
- Welche Kompetenzen sind erforderlich, um die Organisation für zukünftige Veränderungen flexibel aufzustellen?
- Welche Kompetenzen sind notwendig, um auch neue, innovative Angebote am „Markt“ platzieren zu können und damit soziale Probleme auf neuartigen Wegen begegnen zu können?
Die Frage nach den erforderlichen Kompetenzen für zukunftsfähiges Management von Organisationen der Sozialwirtschaft lässt die Ausbildung als Sozialmanager in den Fokus rücken:
Hier wird deutlich, dass angehende Sozialmanager vornehmlich an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (Fachhochschulen) ausgebildet werden. In den letzten Jahren hat sich hier eine vielfältige Landschaft an unterschiedlichsten Studiengängen herausgebildet, die im weiten Bereich des Sozialen angehende Leitungspersonen, Sozialmanager, Sozialwirtschaftler etc. ausbilden wollen:
Die „Internationale Arbeitsgemeinschaft Sozialmanagement / Sozialwirtschaft“ (INAS e.V.) listet auf ihrer Homepage eine ganze Reihe an Studiengängen im Bereich Sozialmanagement/Sozialwirtschaft, von denen die Mehrzahl als Master-Studiengänge klassifiziert sind.
Welche Kompetenzen werden in diesen Studiengängen vermittelt und sind die vermittelten Kompetenzen auch die Kompetenzen, die für eine zukunftsfähige Sozialwirtschaft angemessen sind?
Ihr seht: der Artikel besteht aus viel mehr Fragen als Antworten.
Hier brauche ich Eure Mithilfe:
Was meint Ihr? Welche Kompetenzen bedarf es für die zukunftsfähige Führung, für ein zukunftsfähiges Management von Organisationen der Sozialwirtschaft?
Schreibt doch einfach Eure Kommentare unter diesen Artikel, kommentiert auf den Sozialen Netzwerken oder schreibt mir eine Mail.
Danke schon jetzt!
Ich denke, dass sich daraus was entwickeln lässt…
P.S.: Falls Ihr mehr über meine Gedanken zur Entwicklung der Arbeit in Organisationen der Sozialwirtschaft erfahren wollt, tragt doch einfach Eure E-Mailadresse oben ein.
Ihr bekommt jeden neuen Artikel umgehend in Euer Postfach.
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7 comments on “Kompetenzen für zukunftsfähiges Management von Organisationen der Sozialwirtschaft, oder: Eine Bitte um Eure Mithilfe!”
Hallo,
Ich finde es schwierig, ganz allgemeine Antworten auf die Ambivaloxien der Moderne kenntlich zu machen. Bei solchen Unübersichtlichkeiten gefallen gern schillernde Wörter wie Nachhaltigkeit, Innovation, Netzwerk, Governance und so weiter. Es ist zwar nur eine Perspektive mit der ich mich gerade befasse, aber sicherlich ein Puzzleteil des Ganzen: Die Region miteinbeziehen; traditionelle (kommunale, lokale, …) Strukturen aufbrechen, ziviligesellschaftliche Bedürfnisse sichtbar machen und „nachhaltig“ etablieren.
Was insgesamt für Führungskräfte gelten soll, wird ebenso großspurig in die Menschen hineingecoacht. Wenn wir hier mal die Merkmale zusammenführen, die im Artikel abgefragt werden, sind das vermutlich grundsätzlich:
(Führungs-) Kompetenzen der Akteure: vorzugsweise „innovativ“
und Mermale der Moderne entlang des sozialen Wandels wie etwa Beschleunigung, Differenzierung, Rationalisierung und alle weiteren grundlegenden Tendenzen.
So könnte man behaupten das der soziale Wandel gegenüber und aus dem Unternehmen heraus gemanaged werden sollte. Dies als Kernkompetenz halte ich anhand der hier formulierten Punkte für grundsätzlich.
MfG
Danke Dir für Deine Gedanken… Insbesondere stimme ich darin überein, dass Veränderungen aus dem Unternehmen herauskommen sollten. Allerdings sehe ich es kompliziert, da in meinen Augen die notwendigen Kompetenzen dafür nicht oder kaum vorhanden sind. Naja, ich werde dazu mal was schreiben, denk ich 😉
Hi Hendrik,
Optimismus, Innovationsfreude und das Wissen um die Gestaltungskraft der Gesellschaft sind Eigenschaften die Führungskräfte in sozialen Organisationen und den sozialen Organisationen gut tun. Dazu auch das Wissen, dass wir in einem privilegierten (ja, das meine ich sehr ernst) Arbeitsfeld unterwegs sind.
Wir haben soviel Spielraum zum gestalten, lasst uns spielen!
Gerne können wir da auch bei einem Glas gutem kaiserstühler Wein diskutieren…
Liebe Grüße
Diana
Hey Diana,
danke Dir und: Der Wein würde mich freuen!
Melde mich „etwas anonymer“ 😉
LG
Hendrik
Guten Tag Hendrik,
viel Text und viel zu denken, das ist gut so 🙂
Ich glaube eine der wesentlichen Fähigkeiten ist „Zuhören“. Zuhören sich selber als Führungskraft, zuhören den Mitarbeitern, Zuhören der Organisation und ihrem gesellschaftlichen Kontext. Zuhören ist Basic. Und es ist mehr als eine Kompetenz, das auch, sondern eher eine Haltung.
Aktuell läuft gerade ein kostenloser Online-Kurs des MIT Labs , bei EdX unter:
https://www.edx.org/course/transforming-business-society-self-u-lab-mitx-15-671x , von und mit Otto Scharmer, welcher sich mit dem Thema „Von der Zukunft her führen“ beschäftigt. Das Thema ist auch Titel des deutschsprachigen Buches. Ich finde er fasst vieles zum Thema Führung sehr tief und praktisch zusammen. Ansonsten ist „natürlich“ auch weiter „Reinventing Organisations“ eine gute Inspiration.
Eine schöne Woche und herzliche Grüße von
Torsten
Hey Torsten,
danke Dir!
Hatte das Buch von Scharmer auch schon mal in der Hand, allerdings leider nicht die zeitlichen Ressourcen um es zu lesen (und dann auch noch zu verstehen…) 😉
Ich schau mal, ob ich die Rückmeldungen hier und über Facebook etc. zusammenführen kann…
Hab‘ eine gute Woche!
Hendrik