Rezension: Moderationskompetenz für Führungskräfte

Moderationskompetenz

Inhalt:

Tanja Föhr schreibt in der Einleitung zu ihrem Buch „Moderationskompetenz für Führungskräfte: Methoden und Mindset für Meetings mit Partizipation, Eigenverantwortung und Kreativität“: „Das Buch ist wie ein Supermarkt, nehmen Sie das, was Sie mögen.“ Mein erster Eindruck ist, dass das Buch – ehrlich gesagt – eher mit einem kleinen Dorfladen zu vergleichen ist, als mit einem Supermarkt.

Auf insgesamt 127 Seiten sollen also Moderationskompetenzen für Führungskräfte vermittelt werden? Und das Aufschlagen des Buchs zeigt dann, dass die Seiten auch noch visuell gestaltet sind, was für mich – hochschulisch sozialisiert – überraschend ist. Und dann noch Querformat? 

Von StandUp und Stuhlkreis

Ich beginne zu blättern. Hin und her. Vor und zurück. Ich beginne, zu überlegen, wo und wie welche der sehr kompakt vorgestellten Methoden wie in konkreten Situationen hätten angewandt werden können:

StandUp? Mach ich bereits bei unseren Teamsitzungen an der Hochschule, auch wenn wir dieses im Sitzen durchführen, woraus sich meine immerwährende Intervention ergibt, sich doch bitte kürzer zu fassen und nicht zu diskutieren.

Oder die Methode „Meeting Circular“! Allein der Titel… Cool. Ich denke an den letzten Workshop bei Verwaltungsleitungen eines Wohlfahrtsverbands: Die Entwicklung von klassischer Tischrunde mit Namensschildern, Krawatten, Sakkos und Hosenanzügen hin zur Endrunde im Stuhlkreis, draußen, in der untergehenden Abendsonne, die Entwicklung von „Wissen herunterladen“ hin zu „Gemeinsam gestalten“ und echtem Lernen. Ja, Meeting Circular ist ein deutlich coolerer Name für: Stuhlkreis!

Ich merke, wie mein Hirn neu anstehende Treffen, aber auch Workshop im Kopf hin- und herwälzt, neue Methoden einbaut, wieder verwirft und anders aufbaut. Ich trete mit jeder einzelnen Methode aus meiner Komfortzone, auch wenn das gerade eigentlich gar nicht mein Plan war.

Mindset für agile Moderationskompetenz

Und dann: Mindset! Welches Mindset? Wie Mindset?

Mindset für die Möglichkeit, Entwicklungen, Ideen, Lösungen im Team zu finden. Mindset für eine agile Herangehensweise im besten Sinne: Lebendig, schnell, effizient und effektiv gleichzeitig! Das kann man lernen.

Ja, klar, wer bereits seit Langem davon ausgeht, dass Selbstorganisation in den meisten Fällen sinnvoller als die hierarchische Machtentscheidung ist, wird nichts wirklich Neues lesen. Aber sich systemischen Grundhaltung immer mal wieder bewusst zu werden und zu reflektieren: Dafür lohnt sich auch ein Blick in die Ausführungen zum Mindset!

Aufbau und Formales

Jetzt noch kurz etwas formaler, damit man den Aufbau versteht: Das Buch untergliedert sich in die drei groben Teile „Sinn“, „Basics“ und „Upgrade“.

Der (kurze) Teil „Sinn“ beschreibt einleitend, warum es sinnvoll sein kann, wenn Führungskräfte Meetings moderieren.

Die beiden Teile „Basics“ und „Upgrade“ beschreiben dann jeweils sehr kurz Meeting-Methoden (bspw. die Kopfstandmethode oder das Stand-up-Meeting) und Methoden, wie Meetings mithilfe von Sketchnotes visualisiert werden können.

Die „Basics“ fokussieren dabei auf einfach zu erlernende, direkt im nächsten Meeting anwendbare Methoden und Visualisierungen, wohingegen das „Upgrade“ Methoden und Visualisierungen anspricht, die einer tieferen Auseinandersetzung bedürfen. So findet sich hier, beim Upgrade, bspw. ein Verweis auf die Methode „Working out loud“, die selbstverständlich nicht auf einer Seite beschrieben, deren Grundzüge jedoch gut auf einer Seite zu erklären sind.

Und Formal ist das Buch der erste Band der beim Verlag Managerseminare erscheinenden neuen Reihe ‚Leadership kompakt & visuell‘.

Fazit, oder: Grundnahrungsmittel für eine andere Gestaltung, Moderation und Visualisierung von Meetings

Ehrlich gesagt bin ich der wohl schlechteste Visualisierer der Welt, aber vielleicht traue ich mich doch noch etwas mehr… Darum geht es nicht.

Vielmehr will ich das Bild des Dorfladens wieder aufnehmen:

Wenn man erwartet, hinter der nächsten Straßenecke einen Supermarkt zu finden, dann aber auf den Dorfladen trifft, ist man zunächst mal überrascht: Das soll alles gewesen sein?

Ja, das ist alles!

Geht man dann in den Dorfladen rein, stellt man schnell fest, dass dieser alles wichtige auf kleiner Fläche bietet: Kein Klimbim, kein sinnlos zugestelltes Regal, keine blinkende Reklame.

Grundnahrungsmittel.

Und so ist das Buch „Moderationskompetenz für Führungskräfte: Methoden und Mindset für Meetings mit Partizipation, Eigenverantwortung und Kreativität“ von Tanja Föhr:

Es bietet Grundnahrungsmittel für eine andere, agile, lebendige Gestaltung, Moderation und Visualisierung von Meetings.

Dabei ist immer klar: Wenn ich mich mit agilen Methoden intensiv befassen will, muss ich in den Spezialhandel, so, wie wenn ich glutenfreies Brot kaufen will. Und wenn ich die Auswahl von 25 Sorten Milch haben will, brauche ich den Supermarkt.

Aber um das nächste Meeting schnell, unkompliziert und die mit Ihnen arbeitenden Menschen wirklich voranzubringen, ist das Buch eine klare Leseempfehlung!


P.S.: Ich merke bei mir, dass es immer wieder Mut bedarf, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten und mit Gruppen neue Methoden auszuprobieren. Umso „klassischer“ die Strukturen der Organisation, des Teams und der Menschen, mit denen Sie arbeiten, umso mehr Mut braucht es. Dieser Mut lohnt sich…

P.P.S.: Hier können Sie das Buch käuflich erwerben!*

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3 comments on “Rezension: Moderationskompetenz für Führungskräfte

  1. Thomas Michl am

    Lieber Hendrik,
    zum Thema Visualisierung kann ich Dir wärmstens empfehlen und nahelegen: Business Visualisierung von Christian Botta/Berhard Schloss/Daniel Reinhold mind.any-Verlag. Eine Rezenssion wird es von mir auch noch irgendann geben.

    Ach ja, auch ich war lange der Meinung, ich sei ein sehr schlechter Visualisierer. Christian Botta hat mir die Angst vor dem Stift und dem Flipchart in einem wirklich genialen Workshop genommen. Wenn Du mal die Gelgenheit hast, nutze sie. Ein Picasso wird aus mir zwar nicht, aber für die Aha-Effekt reicht es aus 😉

    Antworten
    • HendrikEpe am

      Sehr cool, danke für den Tipp! Meine Mutter war Erzieherin und hat immer versucht, mich zum Malen zu bringen… Selbst sie hat es bislang nicht geschafft…

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