Obacht geben! Warum es um mehr als die Digitalisierung Sozialer Arbeit gehen muss!

Inhalt:

Ich bereite mich gerade auf das Barcamp Soziale Arbeit vor. Dieses steht ja, nachvollziehbar, unter dem „Schlagwort“ Digitalisierung der Sozialen Arbeit.

Digitalisierung Sozialer Arbeit? Mehr als wichtig!

Nachvollziehbar insofern, als das ich auch davon überzeugt bin, dass es in unserem Sektor, in unserer Branche viel aufzuholen gilt. Eine Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, Gefahren, Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Soziale Arbeit ist mehr als angebracht, dringend notwendig und wichtig.

Digitalisierung Sozialer Arbeit? Kein Allheilmittel!

Gleichzeitig will ich hiermit davor warnen, die Digitalisierung als alleiniges Heilmittel für die Probleme sozialer Arbeit oder Sozialer Organisationen zu betrachten.

Hintergrund meiner Befürchtung ist, dass ich den Eindruck habe, dass „die Soziale Arbeit“, was auch immer genau darunter zu verstehen ist, oftmals Gefahr läuft, Entwicklungen unreflektiert, wie der Esel mit der Karotte, hinterher zu rennen.

Zu nennen sind insbesondere die unhinterfragt übernommenen Methoden, Tools und vor allem Grundhaltungen aus einem technologisiert denkenden „Managerialismus“.

Konkret zu nennen sind bspw. die Einführung neuer Steuerungsmodelle mit der Übernahme von Qualitätsmanagementkonzepten, die vielleicht für einen Schraubenproduzenten Sinn machen und nutzbringend sind.

Zu nennen ist auch die Einführung von Management-Instrumenten wie bspw. Prozesskostenrechnung, Controlling, der verstärkte Fokus auf die Wirkungsmessung sozialer Arbeit, dadurch hervorgerufene Tendenzen zur Verdichtung von Arbeitsabläufen in Organisationen der Sozialwirtschaft und noch vieles mehr.

Funktionieren allein reicht nicht!

Zu nennen ist übergreifend eine Tendenz hin zu einer Sozialen Arbeit, die funktionieren muss, zu Organisationen, die geführt werden wie der schon angesprochene Schraubenproduzent.

Aktuell lese ich das Buch „Transformation in Sozialen Organisationen“ von Marlies Fröse. Dieses, und viele andere Bücher, die sich mit Wandel, Veränderungen, Führung und Organisationsentwicklung in Organisationen der Sozialwirtschaft auseinandersetzen, zeigen die in der Sozialwirtschaft (alleine über den Begriff ließe sich wiederum lange diskutieren) vorherrschende Komplexität eindrücklich auf.

Die Verbindung von Klientel, Kostenträgern, MitarbeiterInnen in den Organisationen, unterschiedlichsten Interessengruppen, wertebasierten Anspruchsgruppenkonzepten etc. zeigt die im Gegensatz zu erwerbswirtschaftlichen Organisationen deutlich höhere Komplexität in Organisationen der Sozialwirtschaft macht dies zumindest etwas deutlich.

Hinzu kommt ein Fachkräftemangel, der sich aus unterschiedlichen Gründen bislang zumindest nicht auf das Gehaltsgefüge der Sozialen Arbeit auswirkt und eher einen Teufelskreis zu verursachen scheint.

Komplexitätssteigerung durch Digitalisierung

Die aktuell vonstatten gehende „Digitalisierung der Gesellschaft“ erhöht diese Komplexität in bislang unbekannter Weise.

Jetzt können auf einmal die Klienten mitsprechen, jetzt müssen sich Organisationen der Sozialwirtschaft auf einmal Gedanken um ihre digitale Kommunikationsstrategie machen, jetzt stellen sich auch für den Sozialen Sektor dahingehend Fragen, welche Berufe es in Zukunft noch geben wird und welche bislang als sozial bezeichneten Berufe durch die Digitalisierung wegfallen werden.

Entsprechend, und das will ich noch einmal betonen, ist eine Auseinandersetzung mit der Digitalisierung auch und gerade für Organisationen der Sozialwirtschaft wichtig und notwendig.

Aber eben nicht nur!

So wie es in der Schule nicht ausreicht, Tablets zu verteilen, reicht es in der Sozialen Arbeit nicht aus, auch mal Whatsapp, Snapchat oder Facebook zu nutzen.

Obacht geben!

Hier, finde ich, müssen wir aufpassen, dass sich die Soziale Arbeit nicht wieder nur an die sich verändernden Gegebenheiten anpasst oder noch drastischer, nur hinter den Entwicklungen herläuft (siehe der Esel, oben).

Hier müssen wir zu einer wirklichen Veränderung, zu einer wirklichen Entwicklung, kommen, die dringend notwendig ist.

Aber diese wirkliche Entwicklung, diese Veränderung, diese Transformation der Sozialen Arbeit beginnt und endet nicht in der Nutzung irgendwelcher Technologien!

Diese Veränderung muss eine Veränderung der Grundhaltung sein. Eine Grundhaltung Sozialer Arbeit, wie mit Menschen, ob Klientel, MitarbeiterInnen oder Führungskräfte, umgegangen wird, welches Menschenbild wir verfolgen!

Diese Veränderung setzt voraus, dass wir uns die Zeit nehmen, zu reflektieren, was wir warum tun!

Ja, diese Zeit ist in den Organisationen der Sozialwirtschaft oftmals nicht vorhanden und gefühlt beschleunigt sich auch noch alles durch die Digitalisierung!

Lasst uns ein Gegenpol sein!

Aber gerade hier einen Gegenpol zu bilden, sich nicht treiben zu lassen, sondern mit aller Anstrengung inne zu halten und zu überlegen, zu spüren, zu denken und – entgegen dem Postfaktischen – auch zu erforschen, was Soziale Arbeit denn eigentlich will, wie wir mit den uns anvertrauten Menschen umgehen wollen, wie wir zusammenarbeiten wollen, wie wir diese Menschen und die Arbeit betrachten, muss im Vordergrund stehen.

Daraus kann echte Entwicklung werden.

Eine Transformation hin zu einer Sozialen Arbeit, die wir wirklich, wirklich wollen.

Freue mich auf die Diskussionen dazu in der nächsten Woche beim #sozialcamp 😉

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